Verleihung des Westfälischen Preises für Baukultur
Rede von Wolfgang Hölker, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Westfalen-Initiative
(Es gilt das gesprochene Wort.)
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit rund 17.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region Westfalen-Lippe. Er betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser und 18 Museen und ist außerdem einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung.
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Rede von Wolfgang Hölker, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Westfalen-Initiative
(Es gilt das gesprochene Wort.)
Stiftung und Verein Westfalen-Initiative waren mit dabei, als - wie schon von Herrn Dr. Kirsch erwähnt - vor fünf Jahren gemeinsam mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe das "Bündnis für regionale Baukultur" gegründet worden ist. Damit hat sich die Westfalen-Initiative ein Anliegen zu eigen gemacht, das viel mit ihren Zielen und mit ihrem Selbstverständnis zu tun hat.
Bauen ist, wie wir vorhin von Dr. Kirsch gehört haben, keine reine Privatsache, sondern, weil und soweit sie die gesamte Gesellschaft betrifft, immer auch eine höchst öffentliche Angelegenheit. Dies ändert freilich nichts daran, dass die meisten Bauherren - der Begriff schließt hier wie im Folgenden die weibliche Form jeweils mit ein - Privatleute und eben nicht die staatlichen oder kommunalen Träger öffentlicher Gewalt sind. Das Aussehen unserer Städte und Dörfer ist immer auch das Ergebnis besonderer Anstrengungen von Bürgern, von Unternehmern, und zwar im Guten wie im Missratenen.
Diese in jeder Hinsicht ambivalente Feststellung berührt den Kern der Aufgaben, denen sich die Westfalen-Initiative verpflichtet fühlt. Sie fördert Eigenverantwortung und bürgerschaftliches Engagement und unterstützt entsprechende Initiativen im Interesse des Gemeinwohls. Sie handelt in der Überzeugung, dass Subsidiarität und Dezentralisierung unserer Gesellschaft gut tun. Was von unten funktioniert, muss nicht von oben gesteuert werden. Und schließlich sucht sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten die westfälische Identität zu stärken und die Entwicklung Westfalens in Wissenschaft und Forschung, Bildung, Erziehung und Kultur voranzubringen.
Vor diesem Hintergrund ist auch das Engagement der Westfalen-Initiative für die Baukultur in Westfalen zu sehen. Allen auch bei uns spürbaren Auswirkungen der Globalisierung und der Uniformität der Baumärkte zum Trotz haben wir das Glück, dass unsere natürliche wie unsere gebaute Umwelt in Westfalen sich immer noch charakteristisch unterscheiden, je nachdem, ob wir im Sauer- und Siegerland, in Ostwestfalen-Lippe, im westfälischen Ruhrgebiet oder im Münsterland sind. Noch sind die Unterschiede an Haustypen, Formen und Materialien ablesbar. Viele Orte haben sich ihr gewachsenes Gesicht bewahrt. Und anders als in anderen Regionen sind weite Teile Westfalens nicht völlig zersiedelt.
Stiftung und Verein Westfalen-Initiative sind seinerzeit dem "Bündnis für regionale Baukultur" beigetreten und beteiligen sich auch heute in der Partnerschaft mit dem Landschaftsverband an der Verleihung des Westfälischen Preises für Baukultur in dem Bewusstsein, dass es nötig ist,
Durch die Einbindung von Gestaltungsbeiräten in den Kommunen ist die Aufgeschlossenheit für das Thema Baukultur sichtlich gewachsen. "In den Beiräten können Experten die nötige Sensibilität im Umgang mit dem gewachsenen Gesicht eines Ortes in die Politik tragen", stellt Frau Dr. Kristin Ammann-Dejozé, ehemalige NRW-Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Architekten und u.a. Mitglied des Gestaltungsbeirats der Stadt Dortmund, im Jahresbericht 2008 über die Projekte der Stiftung Westfalen-Initiative fest. Das alles kostet zwar Zeit und zusätzlichen Aufwand, erhöht aber in der Regel die Ergebnisqualität. Zugleich verlangt solches Engagement ein hohes Maß an Gemeinsinn, der sich im Konfliktfall gegen pures Renditestreben zu behaupten hat.
Das Gesicht einer Stadt, eines Dorfes ist gerade auch in Westfalen zumeist ein Spiegelbild ihrer historischen und wirtschaftlichen Entwicklung mit all ihren Brüchen und Verwerfungen. Bisweilen allerdings ist es auch das noch sichtbare Dokument eines wohl durchdachten Gesamtplans. Und soweit es nicht durch Krieg und leider auch blinde Bauwut in der Nachkriegszeit und selbst in unseren Tagen bis zur Unkenntlichkeit zerstört worden ist, macht es unsere wechselvolle Geschichte ablesbar und lebendig. Von nur wenigen Ausnahmen abgesehen ergibt sich dieses Bild aus einem Neben- und Miteinander von öffentlichen Gebäuden, Wohn- und Gewerbebauten der unterschiedlichsten Epochen.
Wovon reden wir?
Es geht also um Alltagsarchitektur, Gebrauchsobjekte. Ihnen galt auch in diesem so gut beschickten Wettbewerb unsere Aufmerksamkeit. Wir reden nicht von Burgen und Schlössern, also nicht von Denkmälern. Aber es geht auch in unserem Zusammenhang um Baukunst, um die Schönheit und Gestaltqualität unserer Städte und Dörfer. Was passiert, wenn ohne Berücksichtigung des baulichen Kontexts gebaut wird, ist an jedes Maß sprengenden Gebäuden zu sehen, wie sie selbst an Orten entstanden sind, die den Krieg einigermaßen heil überstanden hatten. Und diese Bauten sind nicht zuletzt auch von öffentlichen Institutionen errichtet worden, und dies mitunter sogar auf der Basis von Wettbewerben.
Woran liegt es, so fragen die Professoren Christoph Mäckler (Mitglied der Jury des Westfälischen Preises für Baukultur) und Wolfgang Sonne vom Deutschen Institut für Stadtbaukunst an der TU Dortmund, dass in Deutschland kaum Stadtquartiere entstehen, die wie die sogenannten Altstadtquartiere von einem Großteil der Bevölkerung als alltagstauglich, wertvoll und schön empfunden werden? Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, die Ursachen für dieses Defizit herauszuarbeiten und eine Planungs- und Baukultur zu befördern, die die Erhaltung, Verbesserung und Errichtung von städtischen Quartieren mit einer hohen Gestalt- und Lebensqualität ermöglicht und in den ländlichen Bereichen durch Baumaßnahmen den spezifischen Charakter der jeweiligen Kulturlandschaft stärkt. Genau dies ist auch das Ziel, das wir mit unserem Wettbewerb und der heutigen Preisverleihung verfolgen.
Ein Weiteres kommt noch hinzu: Künftiges Bauen hat auch die absehbare demographische Entwicklung zu berücksichtigen. Die behutsame Herrichtung oder Umnutzung ortstypischer Gebäude und eine maßstäbliche Wiederbebauung innerörtlicher Brachflächen zu Wohn- und Geschäftszwecken muss Vorrang haben vor der Ausweisung immer weiterer Gewerbe- und Wohngebiete - im Interesse der Erhaltung von Lebendigkeit und Lebensqualität im Kern unserer Städte und Dörfer.
Ich komme zum Schluss.
Mäckler und Sonne haben es nicht bei allgemeinen Sentenzen bewenden lassen. Sie formulieren sehr konkrete Vorstellungen zur Zukunftsfähigkeit unserer Städte und Dörfer: "Sie müssen architektonisch wohl gestaltete öffentliche Räume aufweisen, aus kontextbezogenen Häusern mit ansprechenden Fassaden bestehen, von einer quartiersangemessenen Dichte und Funktionsmischung geprägt sein, durch Fußläufigkeit eine hohe Lebensqualität gewährleisten, für breite soziale Schichten unterschiedlicher Herkunft offen stehen, von einer engagierten Bürgerschaft gefördert werden, von einer vielfältigen und ortsbezogenen Wirtschaft getragen werden, sich durch ein reichhaltiges Kulturleben auszeichnen und in einer kontrastreichen Beziehung zur umgebenden Landschaft stehen."
Ich kann mich dem nur anschließen.
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